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DaMOst

Neuigkeiten

14.08.2023

Migrant*innenorganisationen in Brandenburg: Interview

„Wenn etwas für Migrant*innen gut funktionieren soll, müssen wir MOs einbezogen werden!“

Was beschäftigt unsere Mitglieder, die Landesverbände? Wir fragen nach.
Im Interview erzählt die langjährige Vorsitzende und Geschäftsführerin des Migrations- und Integrationsrats Land Brandenburg (MIR e.V.), Diana Sandler, wie der Brandenburger Verein arbeitet, vor welchen Herausforderungen sie stehen und was sie sich von DaMOst als ihrem Dachverband wünschen.


Welche Mitglieder hat MIR e.V.?

Bei uns kommen Vereine, Initiativen, Selbsthilfegruppen und Religionsgemeinschaften zusammen.  In den letzten Jahren haben wir viele neue Mitglieder bekommen, vor allem  Geflüchtete aus der Ukraine. Bei uns finden Sie demokratische Strukturen und eine familiäre Atmosphäre, schließlich gibt es uns schon seit 23 Jahren.

Welche Rolle spielt MIR e.V. für die Mitglieder?

Zuerst einmal bieten wir ein Zuhause. Dann unterstützen wir sie dabei, sich zu professionalisieren. Wir unterstützen z.B. bei der Antragsstellung. Dabei haben wir unsere eigene Methode entwickelt.

Wir arbeitet ihr?

Wir wollen, dass jede Migrantenorganisation (MO) auf eigenen Füßen steht. Deshalb qualifizieren wir unsere Mitglieder zu Projektträgern auf regionaler Ebene. Wir prüfen zum Beispiel Projektanträge, helfen beim Management oder bei der Suche nach Sponsoren.

Wir haben auch viele eigene Projekte, bei denen unsere Mitglieder als Kooperationspartner mitarbeiten. Für einige Mitglieder stehen wir als Förderverein zu Verfügung. Darüber hinaus fungieren wir als Plattform für Vernetzungs- und Kooperationsarbeit. Z.B. das Zentrum gegen Antisemitismus, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit: dort arbeiten 14 MOs zusammen.

Was sind die größten Herausforderungen für euch im Moment?

In Brandenburg gab es viele Jahre lang Projekte für Migrant*innen ohne Einbeziehung von MOs. Ihnen wurde lange nur eine kleine oder keine Rolle zugesprochen. Aber wenn etwas für Migrant*innen gut funktionieren soll, müssen wir MOs einbezogen werden! Wir haben schließlich eine ganz besonders starke Motivation. Und wir verstehen die Menschen, um die es geht.

Wir warten auch nicht ab, bis sich eine passende Förderung gefunden hat, sondern wir arbeiten dann, wenn es nötig ist. Denn was uns motiviert, ist der Wunsch nach Respekt und einem Platz in der Gesellschaft. Wichtig ist uns dabei immer zu zeigen, dass Migrant*innen keine Konkurrenz sind. Wir wollen uns einfach nur als Menschen fühlen, respektiert und selbstbewusst.

Was sind in nächster Zukunft die wichtigsten Aufgaben für MIR e.V.?

Die wichtigste Aufgabe ist die Arbeit im Willen der deutschen Gesellschaft. Vor allem mit Motivations- und Integrationsprojekten: Ohne Liebe für dieses Land integrieren und engagieren sich Menschen nicht. Aber das ist auch andersherum wichtig, denn alle Menschen müssen für Integration arbeiten, nicht nur Migrant*innen. Menschen mit Migrationserfahrung sind keine Hilfsbedürftigen, sondern sie haben viel Potential.

Das haben wir z.B. in der Corona-Krise gezeigt. Da haben wir Hilfsangebote für Juden und Jüdinnen, für Muslime und für Ungläubige gleichermaßen angeboten und u.a. 200.000 Schutzmasken und Tests ausgegeben. Oder zu Beginn  des Ukraine-Krieges: Wir haben Unterstützungsstrukturen aufgebaut, mehr als 100 ukrainische Mitarbeitende organisiert und über 70.000 € Spendengeldern von Sponsoren eingeworben.

In nächster Zeit werden wir Einbürgerungsschulen entwickeln: Geplant sind in zehn Orten in Brandenburg kostenlose Beratungen und Schulungen zum neuen Einbürgerungsgesetz und der Frage, was die Menschen für die Einbürgerung benötigen.

Und wir arbeiten an einer ostdeutschlandweiten Plattform, um Praktikums- und Ehrenamtsplätze für Migrant*innen zu organisieren. Viele Organisationen, von Kirchen bis Krankenhäusern, benötigen z.B. Übersetzer*innen. Da können Migrant*innen helfen und sich dann schon nach drei Jahren einbürgern lassen, wie es das neue Gesetz für besonders Engagierte in Aussicht stellt.
Ganz wichtig ist auch unsere Präventionsarbeit: Aufklärung zu Antisemitismus in migrantischen Gemeinschaften. Bisher gab es noch keine einzige anti-Israel-Demo in Barnim!

Welche Wünsche habt ihr an DaMOst als euren Dachverband?

MOs in Brandenburg haben die gleichen Probleme wie MOs in anderen ostdeutschen Bundesländern. Das schaffen wir nur gemeinsam! Darum brauchen wir eine starke Vertretung auf Bundesebene.
DaMOst soll uns schützen, uns gut auf Bundesebene vertreten, unsere Probleme verstehen und uns gleichmäßig unterstützen. Denn nicht alle Landesverbände sind gleich strukturiert oder gleich stark. Der Dachverband soll uns daher auch eine Plattform bieten, um voneinander zu lernen. Als Mitglied im DaMOst-Vorstand arbeite ich in meiner Funktion als Co-stellvertretender Vorsitzenden und Antisemitismusbeauftragten von DaMOst selbst daran, diese Ziele zu erreichen.

Mehr Infos über MIR e.V. auf der Internetseite des Vereins >>>

Wer sind sie Mitgliedsverbände von DaMOst, und was beschäftigt sie?

Hier geht es zu den Interviews mit den Geschäftsführenden von MIGRANET M-V, des Landesnetzwerks der Migrant*innenorganisationen in Thüringen e.V., des Landesnetzwerks der Migrantenorganisationen von Sachsen-Anhalt e.V. und des damaligen Geschäftsführers des Dachverbands Sächsischer Migrant*innenorganisationen e.V.


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